Ursachen

Die Ursache für Autismus ist noch immer nicht abschließend geklärt. Im Laufe der Jahre gab es viele Vermutungen, aber zumindest eine Sache ist sicher:

Autismus ist angeboren, und wird nicht nachträglich verursacht.

Frühere Theorien wurden widerlegt, wie zum Beispiel dass Autismus durch Impfungen verursacht wird, oder dass die Erziehung eine Rolle spielt.

Zwillingsstudien

Ein gutes Beispiel dafür sind Studien an Zwillingen. Zwillinge können aus einem oder zwei Eiern in der Gebärmutter entstehen - eineiige Zwillinge haben das gleiche Erbgut, zweieiige zwillinge hingegen nicht.

Zwar gibt es auch hier Unterschiede bei eineiigen Zwillingen, weil sie natürlich letztlich nicht exakt gleich sein. Aber für die Studien war das eine gute Basis.

Das bedeutet: Bei Zwillingen kann man sehr gut sehen, inwieweit die Genetik eine Rolle spielt.

Wenn ein eineiiger Zwilling autistisch ist, liegt die Wahrscheinlichkeit laut einer Studie von 2015 bei 98%, dass der andere Zwilling es ebenfalls ist.

Bei zweieiigen Zwillingen liegt die Wahrscheinlichkeit aber immerhin noch bei 53-67%.

Autismus-Gen

Es stellt sich die Frage:
Gibt es ein bestimmtes Gen, das Autismus verursacht?

Obwohl die Vermutung naheliegend ist, ist die Antwort nach aktuellem Stand aber Nein. Es könnte auch eine Kombination aus verschiedenen Genen sein.

Autismus wird auch Autismus-Spektrum-Störung genannt - weil es ein breites Spektrum ist, wie sich Autismus äußern kann.
Genauso sind auch die bisherigen Ergebnisse der Studien unterschiedlich gewesen.

Umweltfaktoren

In manchen Fällen wurden äußere Einflüsse auf die Mutter während der Schwangerschaft als Ursache vermutet.

Zum Beispiel haben manche Krankheiten, Medikamente oder andere Substanzen Auswirkung auf die Gesundheit des Kindes.

Auch hier konnte nicht nachgewiesen werden, dass ein solcher Einfluss Autismus verursacht hat.

Widerlegt: Impfungen als angebliche Ursache für Autismus

Im Jahr 1998 gab es einen vermeintlichen Durchbruch, in dem der britische Arzt Andrew Wakefield Impfungen als Ursache nannte.

Hierzu veröffentlichte er mit zwölf weiteren Autoren einen Artikel, basieren auf zwölf Beispielfällen, in denen ein MMR-Impfstoff Autismus verursacht haben soll.

Als Folge entschieden sich viele Eltern gegen die wichtige Impfung, und riskierten die Gesundheit ihrer Kinder.

Mehrfach wurde versucht, die Ergebnisse dieses Artikels zu reproduzieren, allerdings erfolglos. Trotz der qualitativ schlecht durchgeführten Studie von Wakefield hält sich diese Lüge bis heute hartnäckig.

Doch wie wurde er entlarvt?

Der Journalist Brian Deer fand im Jahr 2004 heraus, dass Wakefield Gelder erhalten hatte, die seine Studie beeinflusst hatten:
Einige Eltern von autistischen Kindern wollten den Hersteller des Impfstoffes verklagen, und die Gelder für die Studie stammten von deren Anwälten. Auch die Mitautoren des Artikels waren sich dessen nicht bewusst, und traten daraufhin größtenteils von dem Artikel zurück.

Mindestens zehn weitere, wesentlich größere Studien haben seither die Behauptung widerlegt.

Nach seiner Veröffentlichung im Jahr 1998 wanderte Wakefield 2001 in die USA aus, um 2005 eine Privatklinik zu eröffnen.
Nach der ersten Kritik im Jahr 2004 veröffentliche 2005 der japanische Spezialist Hideo Honda eine weitaus größere, wissenschaftlich fundierte Studie, die die Ergebnisse von Wakefield ebenfalls widerlegte.

2010 wurde dann ein Berufsverbot gegen Andrew Wakefield ausgesprochen, sodass er in Großbritannien nicht mehr als Arzt tätig sein darf - leider nur dort.

Wakefield plante 2016 die Veröffentlichung eines impfkritischen Filmes, die aber von der Filmfestivalleitung nicht zugelassen wurde. Im gleichen Jahr lernte er Donald Trump persönlich kennen, der seinen Behauptungen wieder eine Plattform gegeben hat.

Weiterführende Artikel: https://www.scilogs.spektrum.de/streifzuege-rueckwaerts/vor-20-jahren-andrew-wakefield-und-seine-studie/ https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3136032/

Andere Einflüsse

Bei den Auswertungen der Studien wurde bei manchen - bei Weitem nicht allen - Betroffenen festgestellt, dass unter folgenden Umständen ein erhöhter Prozentsatz von Autisten und Autistinnen geboren wurde:

  • es lagen andere genetische Abweichungen vor, zum Beispiel das Fragile X Syndrom
  • die Mutter ist während der Schwangerschaft an einem Virus schwer erkrankt
  • es gab Komplikationen bei der Geburt
  • die Eltern waren während der Zeugung bereits überdurchschnittlich alt

Wie erwähnt sind aber alle genannten Punkte nicht die alleinige Ursache für Autismus, sondern nur ein möglicher Teil der Faktoren.

Fazit

Nach akutellem Stand entsteht Autismus durch eine Kombination von Ursachen.

Wodurch genau Autismus entsteht, ist nicht bekannt und wird weiter erforscht.

Aktuelle Studien

Eine weitere Studie aus den USA befindet sich derzeit in der Überprüfungsphase. Sie nennt sich “Study to Explore Early Development”, kurz “SEED”.

Von 2007 bis 2020 wurden Vergleiche zwischen den Teilnehmenden und neurotypischen Vergleichsgruppen ausgewertet. Teilgenommen haben zunächst Familien mit autistischen Kindern zwischen 2 und 5 Jahren.

Von 2018 bis 2021 wurden zudem Daten zu Jugendlichen und möglichen Auswirkungen von Covid-19 erhoben.

Von 2022 bis 2026 werden nun die Entwicklungen der Teilnehmenden im Laufe der Jahre beobachtet und auswertet, um zu verstehen wie sich Autismus beim Älterwerden äußert.

Es bleibt spannend, welche Ergebnisse wir dazu sehen werden!

Vererblichkeit

Eines ist bisher aber sicher: Autismus kann vererbt werden.

Manche Eltern sehen während der Diagnostik ihres Kindes Dinge, die ihnen von sich selbst bekannt vorkommen und normal erscheinen.
Manchmal kommt es vor, dass erst dann auffällt, dass sie ebenfalls autistisch sind.
Je nach Alter und Generation war Autismus zu deren jungen Jahren aber noch kein so bekanntes Thema, wodurch eine Diagnostik nie zur Debatte stand.

Gerade autistische Eltern können aber einen großen Vorteil für ihr autistisches Kind mitbringen:
Sie kennen sich damit aus, und können von Anfang an gezielt nach Hinweisen schauen. Zudem wissen sie eher, welche Unterstützungen sinnvoll sind.

Das ist also nicht als Risiko zu betrachten, sondern als Chance, ein gutes Umfeld zu schaffen!